Entfaltungsmöglichkeiten im Quartier

Impulse für maßgeschneiderte Lösungen vor Ort

Der demografische Wandel prägt unsere Gesellschaft nachhaltig. Ob Leben oder Wohnen: Gefragt sind Konzepte, die bedarfsgerecht und zukunftsfähig sind.
Ulrike von Siegroth · Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg · 06. Oktober 2023
Im Interview: Thomas Kallenowski (FaWo) und Dr. Andrea Keller (Koordinierungsstelle Quartiersakademie)
Im Interview: Thomas Kallenowski (FaWo) und Dr. Andrea Keller (Koordinierungsstelle Quartiersakademie)
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Bei der Entwicklung tragfähiger Konzepte unterstützen die FaWo (Fachstelle ambulant unterstützte Wohnformen) und die Quartiersakademie, die beide beim Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) angesiedelt sind und vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg finanziert werden. Wie? Mit ihrem umfangreichen Beratungs- und Fortbildungsangebot. Ein Gespräch mit Dr. Andrea Keller (Quartiersakademie) und Thomas Kallenowski (FaWo).

 

Stichwort: „(Mehr) Lebensqualität im Alter“ –Was bieten Sie als Quartiersakademie und FaWo den kommunalen Mitarbeitenden und Landkreisen hinsichtlich diese Maxime?

Dr. Andrea Keller: Wir beobachten in der Quartiersakademie, dass sich aktuell viele Kommunen mit dem Thema des lebenswerten Alterns beschäftigen. Dabei kommt immer wieder die Frage auf, wie man innerhalb der Quartiersentwicklung dieses Thema angeht. Hier können Fortbildungen und Workshops weiterhelfen, die wir und unsere Fortbildungspartner anbieten.

Thomas Kallenowski: Themenspezifische Fortbildungsangebote für kommunale Mitarbeitende stehen bei uns ebenfalls auf dem Programm. Besonders wenn es um ambulant betreute Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderungen oder Menschen mit Pflegebedarf geht, so genannte „Pflege-Wohngemeinschaften“, sind wir als FaWo der richtige Ansprechpartner. Wir sehen diese Form der Wohngemeinschaft als einen innovativen Baustein bei der Entwicklung von alters- und generationengerechten Quartieren.

 

Begleitend zu zahlreichen Fortbildungsmöglichkeiten sind Informationsvermittlung und Beratung von zentraler Bedeutung.

Dr. Andrea Keller: Das stimmt. Interessenten, die sich bei uns melden, stehen wir mit Rat und Tat zur Seite. Wir eruieren gemeinsam, zu welchen Themen es konkret Fortbildungen geben soll und für wen. Um ein Beispiel zu nennen: Landkreise können Fortbildungen für Städte und Gemeinden anbieten, die das Thema der Quartiersentwicklung angehen möchten. Das Ganze kann dann über einen entsprechenden Antrag finanziell gefördert werden. Auch in diesen Fragen beraten wir gern.

Thomas Kallenowski: Beratung wird bei der FaWo ebenso großschrieben. Dabei orientieren wir uns am jeweiligen Bedarf desjenigen, der bei uns anfragt. Die Themen sind vielfältig und reichen von Fragen rund um erste Impulse zur Realisierung bis hin zu Fragestellungen zum laufenden Betrieb innovativer Wohnprojekte. Nicht selten sind wir dafür auch vor Ort, um über verschiedene Möglichkeiten ambulant betreuter Wohngemeinschaften zu informieren. Darüber hinaus vernetzen wir die Akteure in den Kommunen.

 

Konkret gefragt: Kann man ambulant betreute Wohngemeinschaften als Ausdruck einer sorgenden Gemeinschaft vor Ort betrachten?

Thomas Kallenowski: Unbedingt. Die ambulant betreuten WGs entsprechen dem Wunsch der Menschen vor Ort nach einem möglichst selbstbestimmten Leben. Auf diese Weise können sie in ihrem gewohnten Sozialraum bleiben, auch wenn es Assistenz- oder Unterstützungsbedarf gibt. Mit anderen Worten: Ambulant betreute Wohngemeinschaften sind eine weitere Möglichkeit für Kommunen im Rahmen der Daseinsvorsorge für ihre Bürger Angebote zu entwickeln.

Dr. Andrea Keller: Das Thema „Sorgende Gemeinschaft“ ist auch bei uns in der Quartiersakademie präsent. Der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald beispielsweise macht sich diesbezüglich gerade auf den Weg. So wurde zum Auftakt eine Regionalkonferenz durchgeführt, um Förder- und Umsetzungsmöglichkeiten vorzustellen. Im nächsten Schritt sind mit unserer Unterstützung Schulungen von Kommunen, Verbänden und der Bürgerschaft geplant. Ziel ist es, angepasst an örtliche Gegebenheiten, das erarbeitete Konzept erfolgreich umsetzen zu können.

INFO_BOX

Die FaWo (Fachstelle ambulant unterstützte Wohnformen)

Ist Teil eines Beratungsnetzwerkes und Informations- und Anlaufstelle rund um das Thema ambulant unterstützte Wohnformen. Das Angebot richtet sich an Kommunen, Träger und die Zivilgesellschaft. Die Fachstelle berät neutral und kostenfrei. Sie wurde 2014 vom Land Baden-Württemberg eingerichtet, wird vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg aus Mitteln, die der Landtag von Baden-Württemberg beschlossen hat, finanziert und ist Teil des Netzwerkes der Landesstrategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten“.
www.fawo-bw.de
Erklärvideo ambulant betreute Wohngemeinschaften: https://www.quartier2030-bw.de/statics/video/QUARTIER2030_Betreuung.mp4

Die Quartiersakademie

Ist ein Baustein sowie Teil des Netzwerks der Landesstrategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten“, und wird vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg aus Mitteln, die der Landtag von Baden-Württemberg beschlossen hat, finanziert. Die Koordinierungsstelle Quartiersakademie fördert Menschen, die sich haupt- oder ehrenamtlich in der Quartiersentwicklung engagieren und dazu Fortbildungen und Workshops besuchen möchten.
www.quartiersakademie.de
www.quartier2030-bw.de

Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS): Hier sind sowohl die FaWo (Fachstelle ambulant unterstützte Wohnformen) als auch die Koordinierungsstelle Quartiersakademie angesiedelt. Der KVJS unterstützt die Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg und begleitet sie bei der Weiterentwicklung von Hilfesystemen für die Einwohner. Er hilft dabei, die Lebensräume für Menschen mit Behinderung, Senioren, Familien, Kinder und Jugendliche zu gestalten. Mitglieder des Verbands sind alle 44 Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs.

Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS)
Lindenspürstraße 39
70176 Stuttgart
Telefon: 0711 6375-0
E-Mail: info@kvjs.de
www.kvjs.de

Ulrike von Siegroth Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit in der Stabsstelle des Verbandsvorsitzenden und der Verbandsdirektorin des Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg
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