Kommunizieren. Engagieren. Vernetzen.

Sorgende Gemeinschaft im Landkreis Biberach geht digital

PinGuin heißt das Engagementportal im Landkreis Biberach, das im Januar 2023 an den Start ging.
Getraud Koch · Landkreis Biberach · 06. Oktober 2023

Über den digitalen Treffpunkt können sich die angemeldeten User informieren, vernetzen, organisieren und miteinander kommunizieren. Die digitale Vernetzung ist somit ein Schlüssel, um voneinander zu erfahren und um die Zusammenarbeit zu verbessern. Das Engagementportal „Pinguin“ wird vom Kreisseniorenrat Landkreis Biberach getragen. Es ist offen für alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Akteure aus den Aufgabenfeldern Kinder- und Jugendarbeit, Familienhilfe, Altenhilfe, Eingliederungshilfe, Seniorenarbeit und Gesundheitsversorgung.


Ausgangslage - Warum eine digitale Plattform auf Landkreisebene?

In Beteiligungsprozessen wie dem Quartiersprojekt in Schemmerhofen oder der regionalen Pflegekonferenz in Riedlingen wurde deutlich: Es braucht einen Überblick über Angebote und Veranstaltungen in der Gemeinde und heutzutage sollte dies auch digital zur Verfügung stehen. Gertraud Koch, Altenhilfefachberaterin im Landratsamt Biberach und zuständig für das Netzwerk Sorgende Gemeinschaft im Landkreis Biberach, fasst die Anforderung zusammen: „Es geht um mehr als eine Homepage. Neben der Information braucht es die Möglichkeit der Kommunikation unabhängig vom Aufenthaltsort und der Vermittlung von kleinen Alltagshilfen“.


Wer kümmert sich? - Netzwerk Sorgende Gemeinschaft Landkreis Biberach

Das Netzwerk Sorgende Gemeinschaft ist ein freiwilliger und offener Zusammenschluss hauptberuflich tätiger Fachleute aus unterschiedlichen Einrichtungen und ehrenamtlich Engagierter auf Landkreisebene und eine Arbeitsgruppe der Kommunalen Pflegekonferenz. Grundlage der Arbeit sind Erkenntnisse aus dem Seniorenplan für den Landkreis Biberach im Bereich senioren- und generationengerechte Infrastruktur sowie der Ortsentwicklung, Barrierefreiheit, Nahversorgung und Mobilität.

Seit 2022 wird das Netzwerk Sorgende Gemeinschaft nach § 45 c SGB XI finanziell gefördert. Durch Kooperationsvereinbarungen mit den Netzwerkpartnern Caritas Biberach-Saulgau, Diakonie Biberach, Kreisseniorenrat, Seniorengenossenschaft Riedlingen e.V., Seniorenbüro Biberach, DRK Kreisverband Biberach und Kreisjugendring Biberach e.V. wurde die Zusammenarbeit verbindlich geregelt.

Das Netzwerk verfolgt die Vision „Aktiver und Sorgender Landkreis Biberach“ zu werden. Durch Information, Beratung, Begleitung und Unterstützung soll die Sorgende Gemeinschaft als neue Form der Gestaltung des Zusammenlebens und der Sorge für und umeinander in allen 45 Städten und Gemeinden des Landkreises weiterentwickelt werden. Für das gute Zusammenleben braucht es alle, zivilgesellschaftliche Akteure, professionelle Dienstleister und die öffentliche Hand. Ein „Wohlfahrtsmix“ von informellen Sorgebeziehungen, zivilgesellschaftlichem Engagement und professionellen Sorgeleistungen ergänzen sich gegenseitig. Die soziale Teilhabe, Eigenverantwortung und Selbständigkeit werden gestärkt. Das gewachsene Netz von Beziehungen, Hilfeleistungen und Angeboten im Sozialraum werden aufgedeckt und gemeinsam mit den Akteuren vor Ort weiterentwickelt.

Das Netzwerk Sorgende Gemeinschaft hat sich in diesem Zusammenhang dem Thema Digitalisierung angenommen und über ein Jahr viele digitale Plattformen, die bereits auf dem Markt sind, angeschaut. Auf dem Weg zu einer Entscheidung war die Handreichung „Übersicht und Auswahl digitaler Werkzeuge für Quartiers- und Nachbarschaftsarbeit“ vom Forum Seniorenarbeit NRW sehr hilfreich.

Folgende Themen waren Grundlage für die Auseinandersetzung mit der Digitalisierung.

  • Übersicht: Angebote und Veranstaltungen
  • Soziale Interaktion: Austausch, Kommunikation und Vernetzung
  • Bedarfe: Themen und Hilfebedarfe
  • Engagementförderung: Begleiten, Stärken, Qualifizieren
  • Hilfe und Unterstützung: Nachbarschaftshilfe digital vermitteln

Wie funktioniert PinGuin?

Pinguine sind sehr sozial und kommunikativ und deshalb Namensgeber für die Plattform im Landkreis Biberach, die von der Schweizer Firma beUnity entwickelt wurde (https://beunity.io). Die flexible All-In-One-Plattform ist cloudbasiert, DSGVO-konform und kann am PC oder als App auf dem Tablet oder Smartphone genutzt werden. Insgesamt stehen 15 Tools zur Verfügung.

Mitmachen und anmelden ist ganz einfach. Nutzerinnen und Nutzer benötigen einen Einladungslink und eine Registrierung mit Realnamen und Passwort. Mit Stand September 2023 haben sich 120 Userinnen und User auf der Plattform angemeldet. Die Plattform steht kostenlos zur Verfügung.

Sobald man angemeldet ist, bekommt man einen Überblick über Veranstaltungen und aktuelle Informationen. „Von dieser Veranstaltung hätte ich sonst nicht erfahren“, sind Rückmeldungen die häufiger erfolgen. So zeigte sich eine Userin hocherfreut: „Ich habe es nun nach längerer Zeit geschafft mich auf der Plattform PinGuin anzumelden und wollte es mir nicht nehmen lassen, direkt ein Feedback zum ersten Eindruck zu geben: wirklich toll, was hier zur Verfügung gestellt wird.“

Userinnen und User können auch selbst Veranstaltungen einstellen, offene und geschlossene Gruppen eröffnen und mit anderen chatten. Dateien können direkt in den Gruppen abgelegt werden.


Stolpersteine auf dem Weg zu einer digitalen Plattform

Der Kreisseniorenrat Biberach ist der Betreiber von PinGuin und zu Beginn gab es viele Gespräche und Prüfungen zum Thema Datenschutz, Verantwortlichkeiten und auch Versicherungen.

Die vielen Möglichkeiten der Tools bringen immer wieder Fragen mit sich. Sehr gut ist, dass der technische Support durch beUnity gewährleistet ist.

Um Inhalte einzustellen, wurde ein Admin-Team gebildet. Im Laufe der Zeit wurde ebenso deutlich, dass ein Redaktionsplan benötigt wird, um regelmäßig Inhalte von unterschiedlichen Personen einzustellen. PinGuin ist kein Selbstläufer und wird voraussichtlich auch keiner werden.

Eine Community ist mehr als eine digitale Plattform. Um PinGuin als Community zum Leben zu erwecken, braucht es viele Anreize. Aus stillen Leserinnen und Lesern sollen aktive Mitglieder werden, die auch untereinander interagieren und sich häufig einloggen. Dies sehen wir aktuell als große Herausforderung.

Mit PinGuin auf Landkreisebene ist ein Anfang gesetzt und erste Erfahrungen als Werkzeug für die digitale Unterstützung einer Sorgenden Gemeinschaft sind gemacht. Gertraud Koch vom Netzwerk Sorgende Gemeinschaft wünscht sich: „Eine Sorgende Gemeinschaft braucht den Sozialraumbezug und die Menschen, die vor Ort gestalten wollen und das digitale Werkzeug als Ergänzung für ihre Pläne nutzen.“ Im Rahmen der Umsetzung von Regionalen Pflegekonferenzen im Jahr 2024 soll eine digitale Plattform auf Gemeindeebene bereits beim Start des Planungsprozesses eingesetzt werden: Kommunizieren, Engagieren, Vernetzen, Zusammenarbeiten - eine digitale Plattform bietet Chancen für ein sehr breites Spektrum von Bürgerinnen und Bürgern. Es richtet sich an frisch Zugezogene, die Anschluss in ihrer neuen Heimat suchen, genauso wie an Rentner, die ihre freie Zeit mit einer sinnvollen Beschäftigung füllen wollen und an Einheimische, die das Bestehende weiterentwickeln möchten.

Folgende Ziele können erreicht werden:

  • Übersicht über Angebote und Aktivitäten für alle Generationen
  • Neue Kommunikationswege erschließen, um damit Kontakt zu halten und die Zielgruppen und neue Interessierte zu erreichen.
  • Wege für Partizipation erschließen und neue Angebote schaffen, die es mehr Menschen ermöglicht mitzuwirken
  • Älteren Menschen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben im häuslichen Umfeld ermöglichen
  • Gemeinschaft organisieren
  • Echte Nachbarn über digitale Möglichkeiten zusammenbringen und nachbarschaftliche Hilfen stärken
  • Initiativen und kleine Vereine unterstützen, Potentiale der Menschen in der Gemeinschaft aufdecken und Engagement fördern
  • „Teamwork“ der Hauptamtlichen Akteure erleichtern - Vernetzung und Zusammenarbeit durch Transparenz, Dokumente teilen, Termine finden,
  • Ehrenamt stärken, Zusammenarbeit von Hauptamt und Ehrenamt erleichtern
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Zitate von Userinnen und Usern von PinGuin

„Für mich bietet PinGuin eine Möglichkeit der Vernetzung über den Bereich der Kinder- und Jugendarbeit hinaus. Ich erfahre von spannenden Veranstaltungen, die mir bisher nicht begegnet sind. Das bietet mir immer wieder Anregungen für meine Arbeit beim Kreisjugendring.“ Maria Wiedergrün

„Netzwerkarbeit ist der Schlüssel unserer gemeinsamen Arbeit. Mit Hilfe dieser Plattform wird die Netzwerkarbeit einfacher. Wir haben die Möglichkeit unkompliziert Kontakte zu knüpfen, erfahren welche Aktivitäten im Landkreis angeboten werden und können unsere eigene Arbeit auf einfachste Weise bekannt machen.“ Andrea Müller

„Über PinGuin können wir schnell erfahren, was im Landkreis Biberach Neues, Spannendes und Informatives geboten wird. Die Möglichkeit der Netzwerkarbeit finde ich sehr gut. Leider wird sie noch nicht so stark genutzt (ist ja noch in der Testphase 😉)“ Gudrun Konstroffer

„Innerhalb einer eigenen Gruppe kann schnell kommuniziert werden. Es erspart in der Regel das Schreiben von Mails an viele Gruppenmitglieder.  Durch die Berichte und Informationen anderer Akteure aus sozialen Arbeitsfelder erweitert sich das Themengebiet. Ich blicke über meinen Tellerrand und habe schon viele interessante Angebote wahrgenommen und die Informationen an meine Gruppenmitglieder weitergegeben. In Zukunft will ich auch stärker an einzelnen interessanten Veranstaltungen teilnehmen. Mein Interesse bezieht sich auf berufliche aber auch persönliche Themenfelder. Es ist für mich sehr interessant auf der Plattform zu lesen, was im Kreis angeboten wird. Wir sind ein lebendiger Landkreis und ich freue mich auf weitere Erfahrungen mit PinGuin. Weiter so!“ Anja Beetz 

Kontaktdaten:

Netzwerk Sorgende Gemeinschaft
Gertraud Koch, Landratsamt Biberach
07351 527616, gertraud.koch@biberach.de 
www.biberach.de


Kreisseniorenrat Biberach
Dieter Giehmann
pinguin@kreisseniorenrat-biberach.de 
www.ksr-bc.de​​​​​​​

Broschüre „Engagement in der Seniorenarbeit - 21 Ehrenamtliche stellen sich vor.“

Bürgerschaftliches Engagement leistet einen bedeutsamen Beitrag für ein lebenswertes Altern. Es fördert Teilhabe und Lebensqualität, sichert Freiheit und stiftet Sinn.

Einen Einblick in die vielfältigen Tätigkeiten, Einsatzorte und Motive der Engagierten bietet die Broschüre „Engagement in der Seniorenarbeit - 21 Ehrenamtliche stellen sich vor.“ Unter dem Motto „Engagement ist so bunt wie das Leben“ erarbeitete der Arbeitskreis Senioren beim Netzwerk Ehrenamt im Landkreis Biberach die Broschüre. Die Gründe, warum sich Engagierte für die Gesellschaft einbringen, sind sehr unterschiedlich. „Der Einsatz für ältere Menschen und das Zusammensein mit ihnen ist ein Zugewinn für mich. Ich lerne viel für mein eigenes Leben und erfahre viel Dankbarkeit.“, so das Zitat einer Engagierten. Zugleich bietet die Broschüre Interessierten die Möglichkeit, sich über mögliche Engagementfelder zu informieren.

Zum Download der Broschüre

Getraud Koch arbeitet in der Altenhilfefachberatung im Kreissozialamt im Landratsamt Biberach
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