Im Zuge einer umfassenden Neugestaltung wurden zwei bestehende Büroflächen des Landratsamts Böblingen – die IT-Abteilung und das Amt für Personal – grundlegend modernisiert. Ziel war es, aus den traditionellen Amtsstrukturen mit Mittelgang, Einzel- und Doppelbüros eine offene, flexible und zukunftsorientierte Arbeitswelt zu schaffen. Die Planung und Umsetzung übernahm das Stuttgarter Innenarchitekturbüro Studio Alexander Fehre. Die neue Raumstruktur unterstützt nicht nur moderne Arbeitsweisen, sondern spiegelt auch die strategischen Ziele des Landratsamts wider: innovativ, effizient, digital.
Im Vorfeld der Neuplanung wurde vom Landratsamt mit dem Fraunhofer Institut eine Bürokonzeption erarbeitet. Ziel war es, ein modernes und zukunftsorientiertes Arbeitsumfeld mit hoher Funktionalität, Flexibilität und Wohlfühlqualität zu schaffen. Am Ende des Prozesses der Konzeptentwicklung stand ein exemplarisches Konzeptlayout für ein typisches Bürogeschoss als Basis für weitere Planungen. In einem offenen Bewerbungs- und Auswahlverfahren wurden die ITund das Amt für Personal als Pilotämter ausgewählt.
Bei der IT sind durch die Neugestaltung auf einer Fläche von 380 Quadratmeter 27 Arbeitsplätze entstanden. Aufgrund der zugrunde gelegten Desksharing-Quote von 30 Prozent bietet die Fläche seit der Fertigstellung im Herbst 2021 Platz für bis zu 35 Beschäftigte. Auf der Fläche des Personalamts sind auf 775 Quadratmetern (mit Flurfläche zu angrenzenden Bereichen) Arbeitsplätze für 36 Arbeitsplätze entstanden. Aufgrund der auch hier zugrunde gelegten Desksharing-Quote von 30 Prozent bietet die Fläche seit der Fertigstellung im ersten Quartal 2025 Platz für bis zu 46 Beschäftigte.
Der neue dynamische Grundriss wurde inspiriert vom Bestand. Gestalterisches Leitmotiv ist eine 45-Grad-Drehung, die sich aus der Struktur des Bestandsgebäudes ableitet. Arbeitsplätze, Raumkonturen und Möblierung folgen dieser Ausrichtung bewusst. Das bringt Bewegung und Leichtigkeit in den Grundriss und schafft eine offene, einladende Atmosphäre – jenseits klassischer Mittelgangflure.
Die neuen Flächen bieten hinsichtlich der Vielfalt in der Arbeitswelt Räume für jeden Bedarf. Sie umfassen ein breites Spektrum an Arbeits- und Kommunikationsmöglichkeiten: Neben offenen Teamzonen wurden unterschiedlichste Besprechungsbereiche realisiert – von halboffenen Alkoven für kurze Abstimmungen bis hin zu abgeschlossenen Konferenzräumen für konzentrierte Besprechungen. Entlang eines hölzernen Fassadenbands wurden zusätzlich informelle Stehbesprechungsorte und Sitzgelegenheiten geschaffen – mit Ausblick und Nähe zum Tageslicht.
Ein weiterer Bestandteil der neuen Arbeitswelt ist der gezielte Einsatz von Grünpflanzen, die Atmosphäre, Orientierung und Raumklima gleichermaßen verbessert. Die Trennung zwischen Arbeits- und Verkehrsflächen erfolgt subtil, unter anderem durch einen Teppich mit sanftem Farbverlauf, der Laufwege und Arbeitsbereiche fließend voneinander abgrenzt.
Ein zentrales Qualitätsmerkmal des Projekts ist die akustische Gestaltung: Mit umfangreichen Maßnahmen – darunter akustisch wirksame Deckenflächen sowie großflächige Stoffverkleidungen – wurde eine Arbeitsatmosphäre geschaffen, die sich deutlich vom üblichen Standard in Verwaltungsgebäuden abhebt. Die ruhige, gedämpfte Akustik unterstützt Konzentration, fördert fokussiertes Arbeiten und ermöglicht gleichzeitig kommunikative Offenheit.
Es wurde ein übergreifendes Farb- und Materialkonzept entwickelt. Wiederkehrende Bauteile wie Möblierung, Beläge und Wandelemente können je nach Abteilung individuell farblich interpretiert werden. So entsteht nicht nur Identifikation mit dem eigenen Bereich, sondern auch eine klare visuelle Orientierung im Gebäude.
Nachhaltigkeit zeigt sich durch qualitativ hochwertige, langlebige Materialien. Massive Besprechungstische, Eiche-Dreischichtplatten am Fassadenband sowie robuste HPL-Oberflächen, sorgen für einen langen Lebenszyklus bei gleichbleibender ästhetischer und funktionaler Qualität. Gleichzeitig wurde durch den Umbau im Bestand wertvolle Substanz erhalten und ressourcenschonend weiterentwickelt.
Das Projekt zeigt, wie zeitgemäße Arbeitswelten auch im Verwaltungsumfeld realisiert werden können – funktional, wirtschaftlich und menschlich.
Good Practice: Vom Mittelgang zur modernen Arbeitswelt – Wie das Landratsamt Böblingen Flächen neu denkt und damit Maßstäbe für eine moderne Verwaltung setzt
Landkreis: Landkreis Böblingen
Kategorie: New Work (einschließlich Organisation und Gebäude)
Kosten: Umbaukosten rd. 2,2 Mio. Euro brutto für die IT und rd. 3 Mio. Euro brutto für Amt für Personal
Mehrwert: Durch die Modernisierung wurde eine offene, flexible und zukunftsorientierte Arbeitswelt geschaffen, die die strategischen Ziele des Landratsamts Böblingen widerspiegelt: innovativ, effizient, digital.
Übertragbarkeit: Bietet eine konkrete Orientierung für andere öffentliche Auftraggeber, die zukunftsfähige Bürowelten schaffen möchten, ohne auf Identität, Atmosphäre und Alltagstauglichkeit zu verzichten.
Ansprechperson: Daniel Fauser, Fachbereichsleiter Technik und Infrastruktur beim Eigenbetrieb Gebäudemanagement des Landkreises Böblingen