Die Welt wird immer internationaler und vernetzter. Umso wichtiger ist es daher auch für die Verwaltungen, sich international aufzustellen. Um andere Handlungsansätze und Methoden kennenzulernen, vertieft das Landratsamt Rems-Murr-Kreis mit „Rems-Murr-Kreis Abroad“ die europäische und internationale Zusammenarbeit. Auszubildende sowie Mitarbeitende können damit nicht nur internationale Kontakte knüpfen, sondern auch wertvolle Erfahrungen für den Berufsalltag sammeln. Gleichzeitig dient das Auslandsprogramm der persönlichen Entwicklung.
Das hauseigene Programm „Azubi-Abroad“ und die Fördermittel von Erasmus+ bieten unter dem Titel „Rems-Murr-Kreis Abroad“ drei Möglichkeiten eines Auslandsaufenthaltes: Ein ausbildungsbezogenes Kurzzeitpraktikum im europäischen Ausland für Auszubildende während der Ausbildung zielt auf die Förderung der persönlichen Entwicklung ab. Auszubildende können nach ihrer Ausbildung ein Langzeitpraktikum im internationalen oder europäischen Ausland absolvieren. Das Langzeitpraktikum kann anders als das Kurzzeitpraktikum auch gemeinnützig sein und dient nicht nur der persönlichen Entwicklung, sondern auch dem direkten Austausch und dem persönlichen Kontakt der Menschen auf europäischer und internationaler Ebene. Ist das Praktikum gemeinnützig oder international, wird dieses dabei im Rahmen von „Azubi-Abroad“ angeboten. Um den Austausch und das Know-How der Mitarbeitenden zu fördern, wird als letzte Möglichkeit ein Job-Shadowing angeboten. Alle Mitarbeitenden der Landkreisverwaltung können hier für eine kurze Zeit ins EU-Ausland, um sich auf europäischer Ebene auszutauschen und einen Einblick in die Handlungsabläufe anderer Länder und Einrichtungen zu erhalten.
Das Auslandsprogramm „Azubi Abroad“
Das Landratsamt Rems-Murr-Kreis bietet seit 2018 das Auslandsprogramm „Azubi Abroad“ an. Das Programm bietet Auszubildenden die Möglichkeit, nach der Ausbildung ein gemeinnütziges Praktikum im internationalen Ausland mit einem sozialen oder ökologischen Zweck zu absolvieren. Die Teilnehmenden werden dabei finanziell unterstützt und die tarifliche Übernahmegarantie wird um bis zu einem Jahr nach der Ausbildung verschoben. Diese Möglichkeit und gleichzeitige Unterstützung der Mobilität von Auszubildenden vor allem nach der Ausbildung ist auf Landkreisebene in Baden-Württemberg im Rems-Murr-Kreis eine Besonderheit.
„Erasmus+“ als weiterer Bestandteil des Programms „Rems-Murr-Kreis Abroad“
Neben „Azubi-Abroad“ gibt es im Landratsamt auch das Programm „Erasmus+“. Zu Beginn des Jahres 2020 wurde erfolgreich ein Antrag für das europäische Förderprogramm gestellt. Das EU-Programm Erasmus+ dient der Förderung von allgemeiner und beruflicher Bildung, Jugend und Sport in Europa. Schwerpunkte des Programms sind unter anderem die Förderung der Teilhabe junger Menschen am demokratischen Leben. Die erste Erasmus+-Förderung im Landratsamt Rems-Murr-Kreis begann im September 2020 und endete im September 2023. Um nach Ablauf des ersten Erasmus+-Projekts einen Anschluss bieten zu können, wurde von der Landkreisverwaltung erneut ein Antrag für eine zweite Erasmus+-Förderung gestellt. Die Bewerbung hierfür war erfolgreich: Das Landratsamt wird von der EU im Zeitraum vom 1. September 2023 bis zum 25. Februar 2025 erneut Fördergelder für Entsendungen von Auszubildenden und Mitarbeitenden ins europäische Ausland erhalten.
Seit September 2023 haben zwei Auszubildende das Auslandsprogramm „Rems-Murr-Kreis Abroad“ angetreten. Während ein Auszubildender über fünf Wochen ein Praktikum im internationalen Ausland absolvierte, hat Marius Lang als weiterer Auszubildender vor Kurzem ein rund dreimonatiges Praktikum beim Europabüro der baden-württembergischen Kommunen in Brüssel beendet.
Nachfolgend ein Interview mit Marius Lang, einem Auszubildenden des Landratsamts, der als Praktikant in Brüssel tätig war und seine Eindrücke schildert.
Frage 1: Was war Ihre Motivation für den Auslandsaufenthalt? Wieso wollten Sie genau zum Europabüro?
Die Motivation für diesen Auslandsaufenthalt war, neue Erfahrungen zu sammeln in einem anderem Land und neue Menschen kennenzulernen.
Im Ausland zu lernen ist eine große Bereicherung. Nach langer Suche sind wir auf Brüssel gestoßen. Das tolle daran ist, die Europäischen Institutionen kennenzulernen und das Wissen zu erweitern über die Schnittstellen der EU und den Kommunen in Baden-Württemberg.
Frage 2: Wie leben Sie aktuell in Brüssel? Haben Sie sich schnell in Belgien eingefunden und schon neue Freundschaften geschlossen?
In Brüssel lebe ich derzeit alleine in einer Wohnung. Anfangs kam vieles auf mich zu, insbesondere war man auf sich alleine gestellt in einer großen Stadt. Nach und nach habe ich mich aber in Brüssel eingelebt und auch neue Freundschaften geschlossen mit Praktikanten aus dem Europabüro. Bei Veranstaltungen lernt man auch neue Menschen kennen.
Frage 3: Welche Aufgaben haben Sie im Europabüro? Wie unterscheidet sich Ihre Arbeit dort zur Arbeit im Landratsamt und was können Sie daraus für Ihren späteren Werdegang im Landratsamt mitnehmen?
Größtenteils sind meine Aufgaben Basics wie Emails schreiben, organisatorische Aufgaben mit Outlook, Excel, an internen Meetings teilnehmen in Präsenz als auch online, Veranstaltungen im Europabüro vorzubereiten und auf Veranstaltungen zu gehen und sich über gewisse Themen auszutauschen. Weitere Aufgaben sind, viele Recherchen vorzunehmen für den Brüssel Aktuell Newsletter (Informationen über die Schnittstellen der EU und den Kommunen in Baden-Württemberg), generell Informationen zu sammeln über bestimmte Themen, sich über Personen wie zum Beispiel Landrätinnen und Landräte oder Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zu informieren, je nachdem was benötigt wird. Wenn ich wieder im Landratsamt arbeite, kann es bei Aufgaben ständig zu Veränderungen kommen, die gelöst werden müssen und das kann ich auf jeden Fall vom Europabüro mitnehmen. Durch die verschiedenen Aufgaben im Europabüro hat man eine sehr gute Herangehensweise, wie man Aufgaben bestens lösen kann.
Frage 4: Gibt/gab es Hürden (Sprache, Alltag, Arbeit, etc.) und wie meistern/meisterten Sie diese?
Anfangs war es schwierig sich in Brüssel zurechtzufinden. Insbesondere habe ich mich schwergetan, mit der Metro zu fahren aufgrund der vielen Eingänge und Wege. Sich alleine in Brüssel zurechtzufinden war am Anfang auch nicht so leicht, man war auf sich gestellt. Mit Englisch kann man sich in Brüssel verständigen, das reicht vollkommen aus. Bei der Arbeit im Europabüro gab es in den ersten Tagen sehr viel Input, aber bei der Umsetzung in die Praxis konnte ich die Zusammenhänge besser nachvollziehen und kam sehr gut mit den Aufgaben zurecht.
Frage 5: Würden Sie einen Auslandsaufenthalt weiterempfehlen? Wenn ja, aus welchen Gründen?
Einen Auslandsaufenthalt kann ich auf jeden Fall empfehlen. Man gewinnt viele neue Erfahrungen und lernt neue Menschen kennen. Diese Erfahrung, die ich gesammelt habe, kann mir keiner mehr nehmen. Das Zurechtfinden in anderen Ländern würde mir leichter fallen nach dem Auslandsaufenthalt, da bin ich mir sicher. Das Arbeiten fällt mir leichter, da man andere Perspektiven zu sehen bekommt. Die Zeit in meiner Ausbildung im Landratsamt und im Europabüro hier in Brüssel bietet viele Möglichkeiten für die Zukunft und man bekommt einen Rundumblick über die Europäische, Kreis- und Kommunalebene.
Europa im Landratsamt
Die Europabeauftrage des Rems-Murr-Kreises ist für europäische Angelegenheiten im Landkreis zuständig und Ansprechpartnerin für europainteressierte Kommunen, Schulen und Bürgerinnen und Bürger. Zudem betreut sie die Partnerschaften sowie europäische Fördertöpfe, wie der Europäische Sozialfonds Plus und LEADER.
Weitere Informationen: Die Europaarbeit des Landratsamtes Rems-Murr-Kreis
Für ergänzende Informationen und Rückfragen rund um das hauseigene Auslandsprogramm „Rems-Murr-Kreis Abroad“ steht Ihnen Johanna Bechtle, Europabeauftragte des Rems-Murr-Kreises, unter j.bechtle@rems-murr-kreis.de zur Verfügung.