Laut der Kreispflegeplanung des Landkreis Karlsruhe wird die Zahl der über 65-jährigen Menschen bis 2025 auf knapp 105.000 ansteigen. Sie wird damit bei derzeit rund 440.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ungefähr ein Viertel der Landkreisbevölkerung ausmachen. Dies zeigt, dass Seniorinnen und Senioren nicht nur wesentlich zur Gestaltung des öffentlichen Lebens beitragen, sondern auch aufgrund ihrer Lebenswelt besondere Anforderungen an die kommunalen Planungen stellen. So steigt die Wahrscheinlichkeit, einen Pflegebedarf zu entwickeln, mit fortschreitendem Alter. Bis 2025 werden im Landkreis Karlsruhe etwa 31.000 über 80-jährige Personen leben. Der Landkreis Karlsruhe schafft gemeinsam mit seinen Kommunen Ressourcen, um allen Einwohnerinnen und Einwohnern ein lebenswertes Altern zu ermöglichen.
Wohnortnahe Beratung für Betroffene und Angehörige
Der Landkreis hat bereits auf die Herausforderungen des demografischen Wandels reagiert. Seit 2010 wurden mehrere Pflegestützpunkte aufgebaut, die Menschen mit Pflegebedarf wohnortnah über Versorgungsangebote und Betreuungsmöglichkeiten beraten. Durch die regionale Verortung der insgesamt fünf Stützpunkte bilden diese eine stark frequentierte Anlaufstelle, um erste Informationen einzuholen.
In den Beratungen von Seniorinnen und Senioren sowie von pflegenden Angehörigen zeigen sich täglich die verschiedenen Bedarfe, die ein fortgeschrittenes Alter mit sich bringen kann. In den Vortragsreihen „Perspektiven des Älterwerdens“ greifen die Pflegestützpunkte präsente Themen auf und geben präventive und alltagsnahe Hilfestellungen. Die seit 2021 vom Landratsamt koordinierte „Kommunale Pflegekonferenz“ bringt außerdem Fachpersonen aller Zuständigkeitsebenen rund um das Thema Pflege zusammen und setzt gemeinsam mit diesen neue Impulse, um altersgerechte Unterstützungsstrukturen zu stärken und zu schaffen. Ebenso bietet die Fachstelle Quartiersentwicklung den Akteurinnen und Akteuren im Landkreis – Kommune, freier Träger oder Interessensgemeinschaft – spezifische Beratung zu Fragen der generationsgerechten Quartiersentwicklung sowie zur Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an. Sie fördert auch die Vernetzung und den Wissenstransfer innerhalb des Landkreises.
Versorgungsansätze bei Menschen mit Demenz in Kommune und Pflege
Es ist zu beobachten, dass vor allem die Pflege von an Demenz erkrankten Personen und die Vereinsamung im Alter Themen sind, die häufig in den Beratungen auftreten. In verschiedenen Gemeinden des Landkreises Karlsruhe haben Wohlfahrtsverbände und lokale Allianzen daher Lösungsansätze erarbeitet, um diesen Bedarfen gerecht zu werden und somit auch auf den Fachkräftemangel zu reagieren. Als Beispiel dient hier die Stadt Bretten, die sich mit dem Netzwerk „Demenzaktives Bretten“ ganz der Thematik Demenz in der Kommune widmet. Das Netzwerk ist ein Verbund aus Organisationen, Bürgerinnen und Bürgern sowie anderen Diensten, die sich zum Ziel gesetzt haben, das Thema Demenz zu enttabuisieren und allgemein dafür zu sensibilisieren. Zudem wollen die Akteurinnen und Akteure Angebote erarbeiten und aufzeigen, mit diesen die Lebenssituation von Betroffenen und deren Angehörigen verbessert werden kann – beispielsweise durch Aktionstage oder kulturelle Veranstaltungen wie Theaterstücke.
Als Kooperationspartner des Netzwerkes bietet der Pflegestützpunkt am Standort Bretten jährlich auch die Angehörigenschulung „Hilfe beim Helfen“ an, die wichtige Fertigkeiten zum Umgang mit Betroffenen von Demenz vermittelt. Ähnliche Ansätze verfolgt auch die Stadt Stutensee mit der „Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz“ und die Stadt Ettlingen mit dem „Arbeitskreis Demenzfreundliches Ettlingen“. In beiden Städten kooperieren die Pflegestützpunkte mit den Netzwerkpartnern.
Einsamkeit wird im Alter Teil der Lebenswelt
Um der Vereinsamung im Alter entgegenzuwirken, haben einige Kommunen im Landkreis Karlsruhe spezielle Konzepte entwickelt. In der Stadt Waghäusel wurde im Rahmen der Landesförderung „Quartier 2030 – Gemeinsam. Gestalten.“ der „Treffpunkt WaWiKi“ in Kooperation zwischen dem Landratsamt, der Stadt und dem Stadtseniorenrat ins Leben gerufen. Zwei Quartiersmanagerinnen der Stadt Waghäusel sorgen nun für den Auf- und Ausbau des generationenübergreifenden Treffpunkts, an dem sich Personen niederschwellig begegnen und austauschen können. Dazu gehören beispielsweise auch das Bewegungsangebot „Fit im Alter“ und das Begegnungscafé. Im Treffpunkt WaWiKi bieten sich Seniorinnen und Senioren verschiedene Möglichkeiten, der sozialen Isolation entgegenzuwirken. Dabei werden die Hürden so gering wie möglich gehalten: Um zu dem Treffpunkt zu gelangen, kann beispielsweise das kostenfreie „Seniorenmobil“ der Stadt Waghäusel genutzt werden. Dieses steht Bürgerinnen und Bürgern über 60 Jahren mit Mobilitätseinschränkungen offen. Initiiert wurde dieses vom Seniorinnen- und Seniorenbeirat Waghäusel. Ehrenamtliche ermöglichen darüber den Zugang zu verschiedenen Dienstleistungsorten oder privaten Terminen und Treffen.
Mit Bewegungsangeboten kommen Seniorinnen und Senioren zusammen
Einsamkeit im Alter wird durch eine zunehmende Singularisierung verstärkt. Laut statistischem Landesamt leben 63 Prozent der Frauen und 24 Prozent der Männer über 75 in Ein-Personen-Haushalten. Angehörige leben oftmals weit entfernt. Auf gemeinschaftliche Aktivität und soziales Miteinander setzt deshalb das Angebot der „Bewegten Apotheke“ des Landkreises Karlsruhe. Aktuell können Bürgerinnen und Bürger an 26 Standorten in zwölf Städten und Gemeinden an den begleiteten Spaziergängen mit zusätzlichen Bewegungsübungen teilnehmen. Das Angebot vereint somit körperliche und soziale Gesundheit und stößt auf positive Resonanz bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Einen anderen Ansatz verfolgt zum Beispiel der Malteser Besuchsdienst in Bruchsal. Geschulte Ehrenamtliche besuchen ältere und einsame Personen, unterstützen bei der Alltagsgestaltung und begleiten diese auf Wunsch zu Orten der Trauer. In der Kommunalverwaltung Bruchsal verbindet die Initiative „Neues Altern in der Stadt“ (NAIS) Hauptamt mit Ehrenamt. Hier geht es um eine bedarfsgerechte Gestaltung der Stadt, die alle Generationen einbezieht. Die Angebote umfassen Bewegungs- und Freizeitangebote, die sich auch an pflegende Angehörige richten.
Mit bürgerschaftlichem Engagement bringen sich ältere Menschen ein
Wie in anderen Bundesländern nimmt auch in Baden-Württemberg die Bereitschaft des Bürgerschaftlichen Engagement bei älteren Personen zu. Ein Beispiel sind hierfür etwa die aktiven Senioreninnen- und Seniorenbeiräte im Landkreis Karlsruhe, die sich für die Belange von Mitbürgerinnen und Mitbürgern einsetzen. In Ettlingen beispielsweise betreibt der elfköpfige Seniorinnen- und Seniorenbeirat ein Begegnungszentrum mit einem breiten Angebot an Aktivitäten. Darunter ist auch das werktags geöffnete „Café am Rosengarten“. Der Pflegestützpunkt am Standort Ettlingen ist in das Begegnungszentrum eingemietet und stellt somit eine niederschwellige und häufig frequentierte Anlaufstelle dar.
Die Altenhilfe wird digital
Im Zeitalter der Digitalisierung und als Reaktion auf die Coronapandemie ist der Zugang zu Dienstleistungen und Informationsquellen oftmals digital. Es wird ein routinierter Umgang mit Endgeräten vorausgesetzt. Hierbei haben es Menschen, die das Internet oder die digitale Welt kaum kennen und nutzen,“ zunehmend schwerer. Mit dem heutigen Zeitgeist der Digitalisierung mitzuhalten, kann ein Zugangskriterium für die Teilhabe sein. Deswegen sind Strukturen notwendig, die den routinierten Umgang mit Internet und Technik schulen.
In der Stadt Bruchsal beschäftigt man sich im „Internettreff“ mit Themen wie Onlinebanking, Sicherheit beim Surfen im Internet und der Nutzung von Smartphones. Die Gemeinde Malsch befasst sich in der „Smartphone-Sprechstunde für Seniorinnen und Senioren“ im Rathaus mit dem alltäglichen Gebrauch von Handys und geht auf individuelle Fragestellungen ein. In der Gemeinde Kronau haben sich Ehrenamtliche zu „Senioren-Medien-Mentoren“ qualifizieren lassen und bieten ihre Hilfe an. Zusätzlich bieten die Pflegestützpunkte im Landkreis Karlsruhe monatlich eine virtuelle Gesprächsrunde für pflegende Angehörige an, in welcher diese Zuspruch finden und sich zu ihrer Situation austauschen können.
Teilhabe ist auch im Alter weiter möglich
Die Aufzählung zeigt, im Landkreis Karlsruhe gibt es vielfältige Ansätze für eine Angebots- und Beteiligungslandschaft für Seniorinnen und Senioren in der Dritten Lebensphase. Wie lebenswert(es) Altern aussehen soll, hängt immer von den individuellen Vorstellungen und den eigenen Lebensrealitäten ab. Die Selbstverwirklichung und gewünschte Teilhabe können somit unterschiedlich ausfallen. Während manche lieber ein Ehrenamt ausführen möchten, nehmen andere gerne an Bildungsangeboten teil oder schätzen das soziale Miteinander in einem der Begegnungsstätten. Wichtig bleibt die Wunsch- und Wahlfreiheit, die durch eine Vielzahl an vielfältigen Angeboten gewährleistet werden kann. Die Summe der Angebote im Landkreis und in seinen Kommunen deckt große Bereiche der Versorgung ab und bezieht Angehörige von Anfang an mit ein. Jede Person hat so im Alter die Chance, nach eigener Vorstellung ein gutes Leben zu gestalten.